Erste Schritte
Die Organisation im Fall einer Pflegebedürftigkeit ist sehr individuell und immer am persönlichen Bedarf und an der persönlichen Situation orientiert.
- Tritt die Pflegebedürftigkeit plötzlich ein, ist akute Hilfe und Beratung notwendig. Zu den ersten Ansprechpartnern gehört Ihre Pflegekasse. Hier erhalten Sie erste Informationen und stellen zum Beispiel den Antrag auf einen Pflegegrad. Weitere Ansprechpartner sind Ihr Hausarzt und wenn gewünscht auch professionelle Pflegedienste. Für die Organisation der Pflege können sich Berufstätige anfangs für 10 Tage freistellen lassen.
- Bei sich abzeichnender Pflegebedürftigkeit während eines Krankenhausaufenthalts sollten Sie die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte so früh wie möglich ansprechen. Zeigen Sie die Versorgungssituation vor der Krankenhauseinweisung auf und fragen Sie nach Möglichkeiten und Alternativen, die nach der Entlassung in Frage kommen. Alle Krankenhäuser haben einen Sozialdienst, bzw. eine Pflegeüberleitung, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Möglicherweise kann ein "Eilverfahren" zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit vom Krankenhaus angeregt werden oder die Anschaffung von benötigten Hilfsmitteln schon in die Wege geleitet werden..
- Bei sich langsam abzeichnender Pflegebedürftigkeit, zum Beispiel im hohen Alter oder aufgrund einer insgesamten Verschlechterung des Allgemeinzustandes bleibt in der Regel etwas mehr Zeit, um sich zu informieren und um Hilfen und Hilfsmittel auszusuchen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Ihrer Pflegekasse, weiteren Angehörigen oder einem Pflegedienst ihres Vertrauens.
Grundsätzlich sollten Sie immer damit beginnen, sich ein realistisches Bild von der Gesamtsituation zu machen, um einen guten Überblick zu bekommen:
- Wo erwarten Sie die größten Probleme (Wohnsituation, Alleinsein, Körperpflege, Einkäufe...)?
- Welche Aufgaben müssen erbracht und verteilt werden (Körperpflege, hauswirtschaftliche Unterstützung, Betreuung...)?
- Wer soll an der Pflege beteiligt werden (professionelle Pflegedienste, Nachbarn, Bekannte, andere Angehörige...)?
Je genauer Sie die Situation einschätzen können, desto gezielter können Sie Hilfen anfragen und Beratungen in Anspruch nehmen. Dass Akutsituationen zunächst einen hohen zeitlichen Einsatz fordern ist die Regel. Denken Sie aber auch von Anfang an daran, sich nicht selbst zu überfordern. Finden Sie einen Berater oder einen Dienstleister Ihres Vertrauens. Lassen sie sich ausführlich beraten und sichern Sie sich die Möglichkeit auch telefonisch weitere Fragen stellen zu können.
Die Unfallkasse NRW bietet Checklisten und Pläne zur Unterstützung und Strukturierung. Das kann bei der Organisation der Pflegesituation hilfreich sein.
► Möchten und können Sie die Pflege hauptsächlich selbst leisten, nehmen Sie die Pflegeberatung ihrer Pflegekasse in Anspruch und besuchen Sie, wenn möglich auch einen Pflegekurs. Lassen Sie sich ambulante Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen und überlegen Sie möglichst gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen eine gute Lösung für alle Beteiligten. Wenn möglich binden Sie von Anfang an auch weitere Angehörige oder Bekannte mit ein, zum Beispiel für hauswirtschaftliche Unterstützungen, Hilfen beim Einkauf, bei Arztfahrten oder bei behördlichen Angelegenheiten.
► Möchten Sie zuhause professionelle Pflege in Anspruch nehmen, suchen Sie einen Pflegedienst ihres Vertrauens. Die gewünschten Leistungen müssen individuell besprochen und vereinbart werden. Beachten Sie, dass die Pflegeversicherung keine "Vollkasko" Versicherung ist, das heißt, dass häufig private Zuzahlungen notwendig sind, je nach vereinbarten Leistungen. Lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag zeigen und erklären. Beachten Sie, das ambulante Pflegedienste unterschiedliche Preise haben.
► Möchten Sie Pflege in einer vollstationären Einrichtung in Anspruch nehmen, nehmen Sie Kontakt zu den Einrichtungen auf. Je früher Sie sich darum kümmern können, desto größer sind die Chancen, einen geeigneten Platz zu finden. Beachten Sie, dass dieser Anspruch erst ab Pflegegrad 2 besteht.